Ausstellungstexte
Seit vielen Jahren schafft Wlad Safronow seine eigene Malerwelt, welche er selbst „Neue Mythologie“ nennt.
Seine Bilder sind sehr individuell, ganz gleich, ob er Tiere, Menschen, Städte oder abstrakte Kompositionen malt. Er verarbeitet alles in einem eigenen, unverwechselbaren Stil, bei dem alle Gestalten eine atypische, stark stilisierte Silhouette bekommen und dabei gleichermaßen archaisch und modern wirken.
Die Maltechnik ist ebenso einzigartig, sie verbindet einige Aspekte der klassischen Ölmalerei mit modernsten Strukturmaterialien.
Die Bilder von Wlad Safronow wurden über Jahre an zahlreichen Ausstellungen in Galerien und an den Kunstmessen gezeigt, sie sind ein Bestandteil von vielen privaten und öffentlichen Sammlungen in Europa und der ganzen Welt.
„Mystik des Alltäglichen“ von Wlad Safronow
Kein flüchtiger Kunstkennerblick vermag es, Safronows Bilder als bloße, variationsreich umgesetzte Dekorationsobjekte zu enttarnen, die sich allein über stilistische Eigenheiten und Feinheiten definieren.
Der wahre Kunstliebhaber wird erkennen, dass sich in den Werken des Malers weitaus mehr verbirgt, als man mit bloßem Auge erfassen kann – es ist ein Impuls, ein intuitives Begreifen, das den Betrachter der Werke durchströmt, sobald er sich auf den ihm gebotenen Entdeckungspfad begibt.
Jedes Bild ist wie ein Sog, der den Betrachter in die ganz eigene, mannigfaltige Welt des Künstlers entführt, ihn dazu auffordert, hinter die Formen, die dekorativen Zierden zu blicken und sich auf eine Reise des immer wieder Neu-Entdeckens einzulassen.
Instinktiv sucht man nach stummen Botschaften, irgendwelchen tief verborgenen Wahrheiten, die uns der Künstler im Geheimen vielleicht durch die im Bild versteckten Symbol – und Buchstabendrucke hatte mitteilen wollen, beginnt aber sehr schnell zu verstehen, dass besagte Technik gepaart mit der weichen, lyrischen, manchmal kühnen Verwendung von Farben, so wie der archaisch modernen Figuren oder Objekte weitaus mehr ist, als das bloße Wiedergeben der intimsten Emotionen des Künstlers.
Gefühle – Gedanken – Eindrücke – Erkenntnisse des Malers werden reflektiert, fügen sich zu einem strukturierten, individuellen Muster zusammen und ergeben eine beinahe schon mystische Einheit.
Jedes Bild ein spannendes Rätsel für die eigene Innenwelt, ein Konstrukt metaphysischen Charakters, in dem der Maler seine Freiheit zelebriert, uns mit dieser »infiziert«.
Die plastische Strukturiertheit von Kleider – und Gegenstandsflächen dient dem Kreieren einer optischen Dreidimensionalität und erschließt sich dem Betrachter als neue Erlebniswirklichkeit, eine Bild-Realität, die in die Realität des Betrachters übergeht.
Die »Mystik des Alltäglichen« ist die Einladung, die Aufforderung zum Erkennen, zum hinter die Fassade blicken und schließlich zum bloßen Genießen authentischer Kunst.
Catherine Lamarr
Es ist unmöglich, die Gemälde von Wladislaw Safronow mit einem eilenden Blick zu besichtigen. Sie scheinen Impulse zu sein, die der Maler den Zuschauern sendet.
Es ist schwer, sich ihrem Anziehungsfeld zu entziehen.
Safronow arbeitet „querdurch die Zeit“, schafft sein eigenes Koordinatensystem für den künstlerischen Realismus, Symbolismus und Naivkunst. Er ist mit jener Freiheit frei, die nur aus dem Inneren vom Talent gegeben wird.
Viele Arbeiten von Safronow haben eine Intrige. Auf den ersten Blick ist alles bekannt. Aber sehr bald versteht man, dass sich hinter der Darstellung ein nicht einfacher Sinn verbirgt und es notwendig ist, diesen Sinn zu begreifen und die Neuigkeit zu bemerken, die auf dem Bild existiert.
Manchmal sind auf den Gemälden von Safronow die ironischen Intonationen zu spüren. Es scheint, dass er mit seinen Helden scherzt. Aber das ist eine der Methoden, die innere Welt von den zu eröffnen.
Es ist auch unmöglich, eine vorsichtige und unaufdringliche Verwendung von Farben auf den Gemälden von Safronow nicht zu bemerken. Es gelingt ihm, eine weiche lyrische Farbenskala zu schaffen, die von der Wand als sanfte Flötentöne sprechen. Manchmal leuchtet auf den Gemälden Karminfarbe als der rote Melonenschnee, als ein Mohnblatt. Oder die braune Kastanienblütefarbe mit etwas Bernstein im Inneren.
Es kommen in Erinnerung die Worte von Henri Matisse: „Ich möchte mittels Farben alle meine Gefühle zum Ausdruck bringen“.
Es gelingt Wladislaw Safronow, mit Hilfe vom Pinsel und Farben unsere Gedanken und Emotionen einzuprägen und sie uns zurückzugeben, wobei sie in seinem Bewusstsein verändert werden und scharfe Formen bekommen. Das eröffnet sie für uns auf einem anderem Niveau. Der Meister denkt über Leidenschaft und Melancholie, über das Vergängliche und Ewige, über das Gute und Böse nach. Dabei ist sogar in einer ganz abstrakten Darstellungsart eine Geschichte über den Autor selber, über seine Innenwelt, die nie hinter der Form verborgen sein kann, die noch so fein sein könnte, enthalten.
T. Dmitrijewa, Kunstkritikerin
Über Safronows Bilder zu sprechen, wird ein Bewegen
auf eine Erlebniswelt, Erlebniswirklichkeit sein –
mitunter auch auf meine eigene.
Denn der Betrachter ist gleichzeitig in der einen und anderen Welt: die Welt des Bildes, das ihn einschließt, und seine Welt, aus der das Bild betrachtet wird.
Die Differenz des Ich und des Anderen ist entscheidend,
um die eigene und die fremde Kultur wahrzunehmen.
Denn dies scheint mir die Thematik Safronows Bilder zu sein.
Steht man vor den Bildern, so gewinnt man den Eindruck,
daß die Bilder von der Realität in die Wirklichkeit ragen.
Im Gegensatz zu den meisten Bilder, die beim Betrachter gewöhnlicher Weise einen zweidimensionalen Eindruck hinterlassen, wirken Safronows Bilder dreidimensional.
Sie laden dem Betrachter gerade dazu ein, das Bild zu berühren. Und es scheint, daß nur in dieser Berührung
die Grenze zwischen Objekt und Subjekt aufgehoben wird. Die Realität des Bildes geht in die des Betrachters über,
die Realität des Betrachters in das Bild.
Man könnte sagen, daß Safronow ein Metaphysiker ist,
der aber das Transzendente nicht in einem unerfahrbaren Jenseits verortet, sondern in einem Zwischenraum zwischen Bild und Betrachter, ein Zwischenraum freilich,
der der Kommunikation bedarf –
zwischen MIR und den ANDEREN.
Wie wollen wir diesen Zwischenraum nennen:
Realistischer Realismus, Magischer Realismus,
Immanente Transzendenz?
von Grabat Milosz